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Drei-Schicht-Betrieb bei VW in Zwickau steht in Frage

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Ab Januar soll bei Volkswagen in Zwickau-Mosel offenbar nur noch im Zweischichtsystem gearbeitet werden. Die Unternehmensleitung hat die Drei-Schicht-Betriebsvereinbarung zum Jahresende gekündigt. Sie war 1991 mit der IG Metall getroffen worden. Ein Auszug des Dokuments vom 22. September liegt unserer Redaktion vor. Darin werden die Beschäftigten „angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ um Verständnis für die Maßnahme gebeten.

Unternehmenssprecher Christian Sommer bestätigte am Mittwochmorgen den Vorgang, sagte aber, dass die Kündigung nicht ausschließe, dass weiter in drei Schichten gearbeitet werden könnte: „Die Kündigung der Betriebsvereinbarung ist die Voraussetzung für eine zukunftsweisende Verhandlung der Fahrweise am Standort Zwickau. Ziel ist es, eine von Unternehmen und Arbeitnehmerseite gemeinsam getragene, neue Betriebsvereinbarung zu treffen, die der aktuellen Marktsituation Rechnung trägt und die Wirtschaftlichkeit des Standorts sicherstellt“. Auch an den Standorten Wolfsburg und Emden werde nicht mehr in drei Schichten produziert.

Die Verhandlungen sollen noch diese Woche beginnen, so Sommer. Volkswagen gehe davon aus, dass die angespannte Marktsituation bis zu zwei Jahre dauern werde. Personalüberhang werde über das Auslaufen der befristeten Verträge gesteuert. „Die Stammbelegschaft ist sicher.“ Vor knapp zwei Wochen hatte VW in Zwickau angekündigt, wegen der Schwierigkeiten beim E-Auto-Absatz befristete Arbeitsverträge auslaufen zu lassen.

Die IG Metall verurteilt die Kündigung am Dienstag in einer Mitteilung an ihre Mitglieder „auf das Schärfste“ und fordert die sofortige Rücknahme. Denn entfallen würden eine 30-minütige, bezahlte Pause und der Nachtschichtzuschlag. Dieses Vorgehen greife geplanten Verhandlungen vor, kritisiert die Gewerkschaft.

Am Dienstag wurde ebenfalls bekannt, dass in den zweiwöchigen Herbstferien in Zwickau eine der beiden Fertigungslinien heruntergefahren wird. Ein VW-Sprecher bestätigte das der Deutschen Presseagentur. Die Produktion der Modelle ID.4, ID.5, Audi Q4 e-tron sowie Audi Q4 Sportback e-tron laufe im Dreischichtbetrieb weiter. Auch in der Gläsernen Manufaktur in Dresden wird die Produktion des ID.3 für zwei Wochen ruhen.

Die IG Metall dringt unterdessen auf preiswertere E-Modelle aus Deutschland. „Ostdeutschland hat sich in der Produktion von Elektrofahrzeugen im nationalen und internationalen Vergleich einen Vorsprung hart erarbeitet“, erklärte Bundeschef Jörg Hofmann zu einer Automobilkonferenz am Mittwoch in Zwickau. „Den gilt es zu halten.“ Dazu brauche es einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur und günstigen Ladestrom für E-Autos. Andererseits müssten die Hersteller Modelle anbieten, die sich auch ein Durchschnittsverdiener leisten könne.

(Dieser Artikel wurde zuletzt am Mittwoch, 12:30 Uhr, aktualisiert.)