- Dieser Eckersbacher machte den Anfang. Anderthalb Stunden wurde gefragt, kritisiert und versucht, Antworten zu geben und Verständnis zu gewinnen.
Asylunterkunft in E5: Kritik, Ängste und Werbung für Integration
Es war ein offener Austausch zum Thema Asylpolitik und zur künftigen Flüchtlingsunterkunft in E5. Rund 500 Einwohner waren zu der Versammlung eingeladen, knapp 140 kamen in die GGZ-Arena und etwa ein Dutzend ergriff das Wort. Es wurde kein Blatt vor den Mund genommen und ehrlich über Ängste gesprochen.
Viele Anwohner fühlen sich nicht mehr sicher, wenn ab Juni bis zu 170 allein reisende Asylbewerber in der Heisenbergstraße wohnen und in Eckersbach leben. Eine Frau sprach für ihre behinderte Schwester, die gleich in der Nähe der Unterkunft im Erdgeschoss wohnt. Ihre Schwester habe Angst vor Einbrüchen und wünscht sich eine Jalousie. Eine Mutter wollte wissen, was dafür getan wird, dass sie ihre Kinder weiter im Freien spielen lassen kann.
„Eine hundertprozentige Sicherheit kann ich im Umfeld des Wohnprojektes nicht garantieren, aber wir versuchen eine höhere Präsenz zu zeigen“, sagte Pierre Söllner, Regionalvorstand der Johanniter, des Betreibers dieser Unterkunft. Das Gelände des Wohnblocks wird mit Videokameras überwacht. Rund um die Uhr ist ein Sicherheitsdienst vor Ort. Außerdem wurden die Anwohner gebeten, mit den Betreuern oder auch mit dem Ordnungsamt Kontakt aufzunehmen, wenn ihnen etwas auffällt und Sorgen bereitet. Der behinderten Frau wurde versprochen, dass sich die GGZ mit ihr in Verbindung setzt und nach einer Lösung sucht. Der Geschäftsführer setzte sich gleich nach der Veranstaltung das erste Mal mit ihr zusammen.
„Warum findet die Veranstaltung erst heute statt, wenn alles in Sack und Tüten ist?“, wollte eine Frau wissen. Dass die Anwohner erst informiert und angehört werden, nachdem die Entscheidung für den Standort gefallen ist, bezeichnete sie als undemokratisch. Ein anderer Bürger fragte sich, warum wir das überhaupt machen: Asylbewerber aufnehmen. Wieder ein anderer forderte die Oberbürgermeisterin auf, gegen die Politik der Bundesregierung Rabatz zu machen.
Die Verantwortlichen von Stadt und Kreis versuchten, die Hintergründe zu erklären und warben um Verständnis. Der Landkreis müsse die ihm zugewiesenen Flüchtlinge aufnehmen, das ergebe sich aus dem Sächsischen Flüchtlingsgesetz, sagte Cornelia Bretschneider, Sozialdezernentin im Landratsamt. Im Kreis wird versucht, die Flüchtlinge gleichmäßig zu verteilen. Zwickau sei zur Zeit unterdimensioniert, erklärte Landrat Carsten Michaelis, Zwickau ist also an der Reihe. Und in diesem Sozialraum, also in der Stadt gab es keine Alternativen, keinen anderen leerstehenden Neubaublock. Und Turnhallen oder eine Zeltstadt kamen für Michaelis nicht in Frage.
Zum Zeitpunkt der Veranstaltung sagte Oberbürgermeisterin Constance Arndt, dass es nichts bringe einzuladen, wenn man noch nichts Konkretes sagen könne. Für sie ist die Vorgehensweise sehr wohl Demokratie, „weil diese Gesetze demokratisch beschlossen wurden.“ Eine Verweigerung würde auch den Flüchtlingsstrom nicht beenden. Constance Arndt rief dazu auf, Migranten zu integrieren. Die größte Herausforderung sei der demografische Wandel. „Wir können viele Arbeitsplätze nicht besetzen. Wir sind auf Zuwanderung angewiesen“, so die Oberbürgermeisterin.
Von Anwohnern kam der Wunsch, erneut zusammenzukommen – auch um über Erfahrungen mit der neuen Bewohnern von E5 zu sprechen. Constance Arndt versprach: „Es wird eine Folgeveranstaltung geben.“
