Gert Friedrich

„Du bist also jetzt Redakteur bei Radio Zwickau.“ So oder ähnlich fingen im Spätsommer 2020 allerhand Gespräche an. „Ja“, habe ich gesagt und erzählt, was interessierte, und dabei den neuen Job öfter mit einem Lottogewinn verglichen. Übertrieben? Zwei Gründe stecken für mich schon im Namen des Senders.

Zwickau. In dieser schönen Stadt bin ich geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen. Spätestens als Jugendlicher habe ich es als Ungerechtigkeit empfunden, wie diese altehrwürdige Stadt, größer als manche Bezirkshauptstadt, ihr Dasein im Schatten von Karl-Marx-Stadt fristen musste und benachteiligt wurde. Nur zwei Beispiele: die BSG Sachsenring in der Oberliga und die Robert-Schumann-Philharmonie in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz. Später wurde uns der Status als kreisfreie Stadt weggenommen.

Aber: Wir als Underdog zeigen es den anderen! Und so ist jeder Sieg des FSV Zwickau eine Genugtuung, tut jede Erfolgsgeschichte eines Zwickauer Unternehmens gut, aber schmerzen auch unerfreuliche Erscheinungen. Das ist emotional. Aber so fühlen viele Zwickauer. Auf dem Ortseingangsschild steht nur: Zwickau. Mehr ist nicht zu sagen. Zwickau.

Radio. Angefangen hat mein Journalistenleben als „Schreiberling“. Das merkt man vielleicht an der Stelle. Andere Kollegen haben mit weniger Wörtern schon auf den Punkt gebracht, was hier zu sagen ist. Jedenfalls haben sich während des Journalistik-Studiums in Leipzig nach 1989 plötzlich Türen geöffnet: Auch wir von der Zeitung wurden ins Rundfunkstudio hereingelassen, durften Bänder schneiden und das Radio-ABC lernen. Das war gut so.

Nach dem Studium gab es meine Zeitung nur noch im Untertitel einer anderen. Und tatsächlich landete ich durch eine Fügung als Redakteur bei einem Radiosender. Wer einmal Radio macht, leckt Blut. Auch später als freier Journalist war ich in Zwickau viel mit dem Mikrofon unterwegs. Das Medium ist schnell, es zwingt mich, zu Potte zu kommen. So dauert der Ausflug zum Radio inzwischen 26 Jahre.

Bei dem Sender am Kornmarkt kann ich nun also Radio in Zwickau machen und beides voll ausleben. Und ich arbeite hier – falls es sich noch nicht herumgesprochen hat – in einem tollen Team. Wie ein Lottogewinn. Oder?

Glück auf!