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  • Hier gehen die Notrufe ein. © Stadt Zwickau/Pressebüro
    Hier gehen die Notrufe ein. © Stadt Zwickau/Pressebüro

Im Notfall schneller: Neue Software für Rettungsleitstelle

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Wer im Notfall die 112 wählt, braucht schnelle Unterstützung: Mithilfe einer Software will die Regionalleitstelle Südwestsachsen nun die Abfrage bei Notrufen standardisieren. Ab August sollen die 87 Disponenten der Zwickauer Notrufzentrale Anrufer noch effizienter durch das Gespräch führen und damit wertvolle Zeit sparen. "Ziel ist es, so schnell wie möglich an die wichtigsten Informationen zu kommen", erklärte Lutz Rose von der Berufsfeuerwehr Zwickau am Mittwoch. Bislang hätten sich die Kollegen an einem gut eingeübten Fragenkatalog orientiert, den man als Disponent im Kopf haben müsse. "Doch im ungünstigsten Fall wird vielleicht eine Frage vergessen oder viel Zeit mit überflüssigen Fragen vergeudet", erläuterte der stellvertretende Chef der Leitstelle. Als Beispiel nannte er einen Treppensturz, nach dem ein Mann bewusstlos am Boden liege. Wenn der Verletzte laut Anrufer nicht mehr atmet, sei ein zusätzlicher schwerer Beinbruch für den Rettungseinsatz erst einmal zweitrangig. Stattdessen sei eine Herzdruckmassage angeraten, um das Leben des Patienten zu retten. Mithilfe des Programms "NOAS+" könne der Kollege am Telefon entsprechende Anweisungen geben. "Gemeinsam mit dem Anrufer kann ich über das System sogar die richtige Frequenz messen, damit die Maßnahme auch effektiv ist", so Rose. Demnach begleiteten die Disponenten in rund drei Prozent der Notfälle die Anrufer am Telefon so lange, bis der Rettungsdienst eintreffe. Im Durchschnitt gehen am Tag 300 Notrufe in der Zwickauer Leitstelle ein, die den Landkreis Zwickau und den Vogtlandkreis mit insgesamt 560 000 Einwohnern abdeckt. Im Vorjahr musste die Feuerwehr demnach zu 6700 Einsätzen ausrücken, die 13 Notarzt-Wagen, 47 Rettungsfahrzeuge und ein Hubschrauber rund 84 000 Mal. Zudem versprechen sich die Retter von der neuen Software, die rund 200 000 Euro kostet, eine Entlastung der Notärzte. Die erhalten Infos nun direkt auf ein Tablet im Fahrzeug und können sich besser auf den Einsatz vorbereiten. "Zusätzlich erhoffe ich mir durch das gezieltere Abfragen und damit eine bessere Filterung weniger Einsätze", sagte Bernd Krämer, leitender Notarzt des Rettungszweckverbandes Südwestsachsen. Fälle, in denen es ausreiche, ausgebildete Notfallsanitäter anstelle des Notarztes zu schicken, würden besser erkannt. Sachsen weise demnach bundesweit die meisten Notarzt-Einsätze gemessen an der Bevölkerungszahl auf. "Gleichzeitig wird es aber immer schwieriger, diese freiwilligen Dienste zu besetzen", so Krämer. Zwickau ist nach Dresden die zweite Leitstelle, die auf die Entwicklung einer IT-Firma aus Bayern setzt. Anders als in der Landeshauptstadt komme das System aber nicht nur im Rettungsdienst, sondern auch bei der Feuerwehr zum Einsatz. Zukünftig sollen damit alle fünf Integrierten Regionalleitstellen (ILRS) Sachsens arbeiten. Neben Zwickau und Dresden sind das die Notrufzentralen in Chemnitz, Leipzig und Hoyerswerda. Vor dem Umbau des Rettungswesens gab es im Freistaat laut Innenministerium 18 Leitstellen. Bis Ende des Jahres soll auch die derzeit noch existierende Freiberger Leitstelle für Mittelsachsen in der ILRS Chemnitz aufgehen. Seit 2009 wurden demnach 16 Millionen Euro in die Umstrukturierung investiert. (Claudia Drescher/dpa)