- Das Luftbild von Glauchau zeigt das ganze Ausmaß der Überschwemmungen. (c) Ralph Köhler, propicture
 - In Werdau kämpfte die Feuerwehr gegen die Wassermassen.
 - Die Mulde in Wilkau-Haßlau. (c) Marcel Wentzke
 - Hunderte Helfer füllten am Sonntag am Gasometer in Zwickau Sandsäcke. (c) Ralph Köhler
 
Neue Jahrhundertflut immer verheerender - Aufräumen im Landkreis
Nachdem Zwickau nur knapp an einer Hochwasserkatastrophe vorbeigeschrammt ist, schauen auch hier die Menschen voller Sorge in die aktuellen Krisengebiete. In Meißen und Pirna läuft das Hochwasser in die Altstädte. Entlang der Elbe wird wegen des extremen Hochwassers in Tschechien noch mit dem Schlimmsten gerechnet. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sagte bei einem Besuch in Glauchau finanzielle Hilfe zu.
Dagegen scheint die Überflutungsgefahr für Leipzig gebannt. Nach Erreichen der Höchststände von Mulde und Weißer Elster fließt das Wasser aus Grimma und Borna langsam ab.
Nach den Evakuierungen in Crossen und Schlunzig konnten die Menschen am Montag wieder in ihr Zuhause zurückkehren. Die Deiche seien zwar durchweicht, aber stabil, teilte die Stadt mit. Zahlreiche Straßen im Kreis wurden inzwischen wieder freigegeben.
"In der Not standen wir Zwickauer zusammen, vielen Dank allen Helfern. Der bittere Kelch ging an uns vorüber." Sichtlich erleichtert war Oberbürgermeisterin Pia Findeiß am Montagnachmittag nach der letzten Sitzung des Krisenstabes vor unser Mikrofon getreten.
Im Kreis Zwickau haben die Menschen mit dem Aufräumen begonnen. In Städten wie Wilkau-Haßlau, Werdau und Crimmitschau laufen die Pumpen, beseitigen Helfer den Schlamm.
Der Landkreis hat entschieden, dass auch am Dienstag keine Schülerbeförderung stattfindet. Es sei daraus aber nicht generell abzuleiten, dass kein Unterricht stattfindet, so ein Sprecher der Bildungsagentur. Die Entscheidung träfen die Schulleiter in Abwägung aller Bedingungen vor Ort (vgl. Hitzefrei!). An Einrichtungen, die die Mehrheit der Schüler täglich zu Fuß oder mit Linienverkehr erreichen, könne durchaus unterrichtet werden, hieß es. Wo das nicht möglich ist, sei eine Betreuung in jedem Fall gesichert. Eltern und Schüler werden über die Schulhomepage oder andere geeignete Möglichkeiten durch die Schule informiert.
Teile von Dresden drohen erneut in den Fluten der Elbe zu versinken, aber nicht in dem Ausmaß wie 2002. Nach der neusten Prognose werden am Donnerstag bis zu 8,80 Meter erreicht. Damals lag der Höchststand bei 9,40 Meter.
Die Zahl der Hochwasserbetroffenen steigt stündlich. Für das große Aufräumen nach der Flut können sie jede Hilfe gebrauchen. Spenden für die Flutopfer an:
Stadtmission Zwickau e. V.BLZ: 87055000Sparkasse ZwickauKto.-Nr.: 2201009980Betreff: „Hochwasserhilfe 2013“
DRK-Kreisverband Glauchau e. V.BLZ: 87050000Sparkasse ChemnitzKto.-Nr.: 3627001302Betreff: „Nachbarn in Not“
Arbeiter-Samariter-BundStichwort: HochwasserBank für Sozialwirtschaft KölnKontonummer: 1888BLZ: 370 205 00
Chronologie: Am Samstag hatten sich die Wasserstände in Stadt und Land vorübergehend stabilisiert. Über Nacht waren die Pegel gesunken. Prekär war am Freitag die Lage an Bächen. Keller liefen voll, Straßen wurden überflutet. Zu 77 Einsätzen in Zwickau rückten die Feuerwehren zwischen Donnerstag, 19 Uhr, und Samstag, 2 Uhr, aus. Über 1.000 Anrufe hatte die Leitstelle Zwickau im gleichen Zeitraum zu verzeichnen. Von dem Starkregen am Freitag waren alle Stadtteile betroffen. Einer der Schwerpunkte lag in Crossen, wo Grundstücke betroffen waren. Dort sind Straßen ebenso gesperrt wie die Unterführung unter die B 93 im gleichen Ortsteil. Der Pegel der Mulde war am Abend auf 357 cm und damit über die Alarmstufe 3 gestiegen. Auch in Gersdorf und zwischen Wilkau-Haßlau und Kirchberg war Land unter. In Neuschönburg rutsche ein Hang ab, Bäume knickten um wie Streichhölzer. Durch die Zwickauer Leitstelle, die für die Stadt und den Landkreis sowie für den Altkreis Aue-Schwarzenberg zuständig ist, wurden insgesamt 422 Feuerwehreinsätze disponiert. Nicht eingerechnet sind dabei Einsätze, die durch Feuerwehren direkt vor Ort aufgenommen und nicht gemeldet wurden. Vorsorglich befüllt wurden inzwischen 3.500 Sandsäcke, die im Notfall von den Einsatzkräften verwendet werden können. In der Nacht zum Sonntag spitzte sich die Lage wieder zu. Ergiebiger Regen ließ die Mulde schnell anschwellen, in den frühen Morgenstunden überstieg der Pegel in Pölbitz die 4,00 Meter Marke. Der Landkreis rief Katastrophenalarm aus. Noch am Morgen trat in Pölbitz der Moritzbach über die Ufer, 20 Menschen mussten aus ihren Wohnungen auf der Brückenstraße evakuiert werden. Anwohner brachten Hab und Gut in Sicherheit.
Im Laufe des Sonntags meldete die Talsperre Eibenstock Überlauf. Hunderte Kubikmeter Wasser flossen ungebremst in die Mulde. Das Landeshochwasserzentrum sprach von Wassermengen zweieinhalb mal so viel wie zum Jahrhunderthochwasser 2002.
Sonntagmittag musste Schlunzig evakuiert werden, mehrere hundert Menschen verließen mit Sack und Pack ihre Häuser. Sie kamen im benachbarten VW-Werk in Mosel unter. Am Nachmittag wurde die Evakuierung von Crossen angeordnet, ein Deich drohte zu brechen. Cirka 1.000 Menschen waren betroffen, für sie wurde die Sporthalle Mosel zur Notunterkunft. Zuvor hatten hunderte Freiwillige Sandsäcke befüllt, um die Grundschule zu schützen.
Angesichts der dramatischen Lage stellte Volkswagen Sachsen die Produktion ein. Frühschicht und Mittagsschicht am Montag wurden abgesagt.
Sonntagnachmittag 16 Uhr startete die Stadt den Aufruf "Rettet die Innenstadt". Daraufhin fanden sich unter der Glück-Auf-Brücke und auf dem Parkplatz am Alten Gasometer hunderte Freiwillige ein, um Sandsäcke zu befüllen und auf den Damm zu tragen. Am Johannisbad bildete sich eine Menschenkette, tausende Sandsäcke wurden gestapelt und der Damm damit teilweise um einen Meter erhöht.
Das Kultusministerium gab Sonntagaben bekannt, dass alle Schulen im Landkreis am Montag geschlossen bleiben, betroffen auch Vogtland und Eckersbach. Der Landkreis hatte die Schülerbeförderung ausgesetzt.
In den Abendstunden stieg der Muldepegel in Pölbitz weiter dramatisch an. Die Stadt rechnete mit dem Schlimmsten, der Überflutung der historischen Altstadt. Doch gegen Mitternacht erreichte die Mulde ihren Höchststand von 4,71 Metern und fiel daraufhin stetig.
Die Dämme hielten - das war die wichtigste Meldung am Montagmorgen. Die Innenstadt blieb trocken. Auch die Stadtteile Schlunzig und Crossen waren mit einem blauen Auge davon gekommen.



