- Gamze Kubasik
Zschäpe beim NSU-Prozess: Das sagt eine Opfer-Angehörige
Beim Dresdner Prozess gegen die mutmaßliche Unterstützerin des NSU, Susann E. aus Zwickau, hat am Mittwoch Beate Zschäpe als Zeugin ausgesagt. Die verurteilte Terroristin gehörte zu der rechtsextremen Zelle.
Zschäpe redete mehrere Stunden vor dem Oberlandesgericht, belastete ihre Freundin aber nicht. Sie wäre einst in Zwickau „ihre wichtigste Person“ gewesen. Man habe sich regelmäßig besucht, gemeinsam gegrillt. Als Familie E. das NSU-Trio mit ihren Kindern besuchen kam, wurden immer die Waffen „weg geräumt“, so Zschäpe. Susann E. lieh Zschäpe ihre Identität - in dem sie mit E. Krankenkassenkarte mehrfach zum Zahnarzt in Zwickau ging und auch die Bahncard trug den Namen der Freundin.
Seit ihrer Verhaftung 2011 hätten die beiden, Zschäpe zufolge, aber keinen Kontakt mehr gehabt.
Die beiden Frauen hätten damals mehr über Alltagsdinge gesprochen, weniger über Politik, so Zschäpe. Allerdings haben Susanne E. und ihr Mann Andre E., der schon verurteilt wurde, schon von den Banküberfällen des abgetauchten Trios gewusst. Zschäpe habe sie ihnen damals so erklärt: „Wir konnten ja schlecht arbeiten gehen. Das war für unseren Lebensunterhalt…“ Von den Morden sollen Andre und Susanne E. aber erst später erfahren haben.
Das Gericht muss nun nachweisen, dass Susann E. von den Morden des NSU gewusst hat und möglicherweise eine Mitschuld trägt.
Zahlreiche Angehörige der Opfer verfolgten die Verhandlung, darunter Gamze Kubasik, die Tochter von Mehmet Kubasik. Ihr Vater, ein Kiosk-Betreiber in Dortmund, wurde am 4. April 2006 von Mundlos und Böhnhardt mit vier Kopfschüssen regelrecht hingerichtet.
Sie fordert weiterhin „die Wahrheit“, glaubt an mehr Mittäter als nur Beate Zschäpe. Als die Richterin Zschäpe fragte, wie sie zu den NSU-Opfern heute stehe, sagte sie: „Ich schäme mich…“ „Das nehme ich ihr nicht ab“, so Kubasik. Sie wolle damit nur in ihr Aussteigerprogramm für Rechtsradikale, das zu einer früheren Entlassung aus dem Gefängnis führen könnte.
Zschäpe sitzt seit ihrer Verhaftung 2011 hinter Gittern im Frauengefängnis Chemnitz, macht derzeit eine Lehre zur Schneiderin und bekäme regelmäßige psychologische Betreuung, erklärte sie dem Gericht.
